
Foto: CONBOOK | J. v.d. Schaaf
Fettnäpfchenführer Schweden von Cornelia Lohs
Sie ticken anders, die Schweden. Nicht nur in Zeiten von Corona gehen Sie ihren eigenen Sonderweg, die eigene Freiheit und Selbstbestimmung sind für die Einwohner des Landes im hohen Norden Europas ein wichtiges Gut. Dabei würde man auf den ersten Blick eher denken, dass die schwedische Kultur sehr stark der deutschen ähnelt. Erstere hat sich inzwischen schon stark in Deutschland etabliert und ihren Einfluss in unserer Kultur hinterlassen. Welches Kind kennt nicht Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga oder Nils Holgersson, und so mancher feiert bei einem schwedischen Möbelhaus mit 4 Buchstaben gerne mal mit bei einem traditionellen, schwedischen Midsommar, einer Kräftskiva oder beim Julfest. Kaum eine Woche, in der nicht ein schwedischer Krimi über den deutschen Bildschirm flimmert. Und in der Hektik des Alltags träumt man sich gerne mal weg in das Land mit den falun-roten Häuser und einer endlos weiten Natur, in der sich Fuchs, Hase und Elch Gute-Nacht sagen. In ein Land und eine Landschaft, in der man sich wunderbar vom Stress des Alltags erholen kann, sei es zu Wasser oder Land.
Lagom – gerade richtig, nicht zu viel oder zu wenig – dieser schwedische Ausdruck beschreibt das typische schwedische Lebensgefühl. Doch befindet man sich schließlich im Land der tausend Seen, bleibt die Gefahr potentieller Fettnäpfchen nicht aus, gerade weil die deutsche Kultur der schwedischen vermeintlich so ähnlich ist.Um hierfür gewappnet gut zu sein, gibt es jetzt die Lösung: Der „Fettnäpfchenführer Schweden“ von Cornelia Lohs, erschienen beim Conbook-Verlag.
Auf 256 Seiten beschäftigt sich die Heidelberger Autorin sehr unterhaltsam und fundiert mit möglichen kulturellen Fallen. Dabei führt die versierte Schwedenkennerin den interessierten Leser mit Hilfe der deutsche Studentin Katharina durch zahlreiche Situationen im schwedischen Lebensalltag und zeigt die vielen kulturellen und sozialen Fettnäpfchen auf, die überall lauern. Mal landet die Protagonistin Katharina auf der falschen Toilette oder fällt im Restaurant unangenehm auf, kämpft mit Bargeld oder muss feststellen, dass Wein und Hochprozentiges nicht einfach so im Supermarkt zu finden ist. Sie entdeckt, was beim Allemansrätt erlaubt ist und wie unterschiedlich die schwedische im Vergleich zur deutschen Etikette sein kann, wo man den Schweden schnell zu nahe kommt oder sie gar brüskiert. Aber auch ein kleiner Sprachkurs ist im Buch eingearbeitet und der Leser lernt, dass man im Schwedischen die beliebten köttbullar mit „sch“ ausspricht und das schwedische Wort fika nichts Anzügliches beinhaltet, sondern lediglich die beliebte Kaffeepause beschreibt. Am Ende der kulturellen Lesereise durch das Land der Trolle und Elche sind Katharina und der Leser – auch dank der zahlreichen Hintergrundinformationen zu Land und Leute – um einiges klüger und schlauer, ohne dabei zum neunmalklugen Besserwisser zu werden. Der ist Schweden außerdem verpönt.Der Fettnäpfchenführer Schweden von Cornelia Lohs ist ein gut gelungenes und sorgfältig recherchiertes Büchlein, das in keinem Bücherschrank fehlen sollte. Die Autorin erfasst bzw. thematisiert in ihrem Werk fast alle Bereiche des schwedischen Lebensalltags und beschreibt diesen sehr unterhaltsam aber nicht ausufernd und mit großem Sachverstand. Dabei fasst sie am Ende des jeweiligen Kapitels noch einmal kurz zusammen, was Protagonistin Katharina alles falsch gemacht hat. Beim Lesen der Geschichten ihrer Hauptfigur merkt man direkt, mit wieviel Spaß sich Cornelia Lohs mit der schwedischen Kultur und den Schweden beschäftigt und auseinandergesetzt hat. Fast meint man, ihr Schmunzeln beim Schreiben der Erlebnisse ihrer Protagonistin vor dem inneren Auge zu sehen. Alle Kapitel und die darin beschriebenen Geschichten sind in sich abgeschlossen. Der Leser muss sich daher beim Lesen nicht unbedingt an die vorgegebene Reihenfolge halten sondern kann sich auch problemlos ganz nach eigenem Gusto durch das Buch und seine Kapitel bewegen. Gut gelungen sind auch die letzten Seiten des Fettnäpfchenführers, in denen neben einem Schwedenglossar noch einmal die zehn wichtigen Dinge zusammengefasst werden, die man in Schweden getan haben muss, aber auch die zehn Dinge, mit denen man sich sicherlich in Schweden als Deutscher blamiert. Denn sie ticken manchmal schon anders, die Schweden, auch wenn sie oft den Deutschen und ihrer Kultur ähnlich scheinen.
Unser Prädikat: Besonders empfehlenswert – nicht nur für Schwedenreisende!
Fettnäpfchenführer Schweden: Wilde Erdbeeren und zahme Elche
von Cornelia Lohs
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag:CONBOOK
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3958892574
ISBN-13: 978-3958892576
Preis: 12,95 €